Bochum man tau - Cäcilia helau!

Alles fing mit Gertrud an!

Seit rund 40 Jahren gibt es die Cäcilienfunken. Entstanden in der tiefsten Provinz des Ruhrpotts im katholischen Kirchenfrauenchor von Herz-Jesu Bochum-Werne. Da war dieses muntere Trüppchen sangeslustiger Weibsen und eine grandiose Macherin. Gertrud Ciechocki brachte mit ihrem scharfen Blick die Skurrilitäten des kleinen Alltags und der großen Politik auf den Punkt und zu Papier und zauberte mit unnachahmlichen Geschick die passende Melodie aus der Narrenkappe. Kritisch, humorvoll - ohne je unter die Gürtellinie zu gehen. Danke Gertrud!

 

Anekdote gefällig? Februar 1977 musste Gertrud mehrere Wochen ins Krankenhaus - kurz vor dem Endspurt der tollen Tage. Die Texte noch nicht geschrieben, konsequenterweise auch noch nicht eingeübt. (Es war nie Gertuds Ding, bereits ein halbes Jahr vorher aktiv zu werden - was konnte nicht noch alles an aktuellen Skandälchen geschehen.) Konsequenz: Die Cäcilienfunken konnten nicht auftreten. Oder? Kurzerhand wurde das Krankenzimmer zur Kreativzentrale umfunktioniert. Sangesschwester Gerda kam fast täglich, um sich Gertuds neueste Ideen abzuholen und an die Cäcilienfunken weiterzugeben. Zwischen Blutdruckmessen, Bettenmachen und Visite lief Gertrud zur Höchstform auf und war von Kopf bis zum lädierten Fuß auf Karneval eingestellt. Jede Nachricht in den von Gerda herangeschleppten Printmedien (WAZ, Ruhrnachrichten und Bild) wurde auf ihre Verwertbarkeit geprüft und liebevoll verwurstet, unter anderem die Schlagzeile, dass Ingrid van Bergen den ungetreuen Liebhaber mit ein paar Schüssen ins Jenseits befördert hatte.

 

Es kam der Tag des medizinischen Eingriffs. Gertrud lag - ohne Zahnprothese, dafür mit umso mehr Sedativa - auf dem OP-Tisch, umringt vom mit Skalpell und Tuper bewaffneten OP-Team, das darauf wartete, dass die Narkose ihre Wirkung tat. Sie tat es - allerdings in anderer Form, als es die durchaus erfahrenen Ärzte und Schwestern bislang kennen gelernt hatten. Sie erzählten Gertrud einige Zeit später, dass diese anstelle die üblicherweise eintretenden leisen Schnarchgeräusche von sich zu geben, zu singen begann: Ich bin die Ingrid, die van Bergen - und ich hab nichts zu verbergen ... Kurz gesagt: Ärzte und Schwestern hatten sehr viel Freude an der außergewöhnlichen Patientin - und das Publikum der Karnevalssitzung in Bo-Werne ebenfalls.

 

Heute ist Gertud nicht mehr bei uns. Vermutlich bringt sie jetzt den alten Petrus, der bekanntermaßen viel Spaß an den Mädchen vom Kohlenpott hat, zum Lachen. Und wie sie ist so manche Funkin der ersten Stunde ist nicht mehr dabei. Aber wir sind immer noch ein lebendiges Trüppchen - Nachwuchssorgen kennen wir nicht, toi, toi, toi. Und so sind wir nach wie vor die Cäcielienfunken - von 18 bis 80. Gerade diese fantastische Mischung aus jung und nicht mehr ganz so jung macht uns aus.

 

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